DJ – Gestern, heute, jetzt...?

Meine "Karriere" als DJ begann wohl schon im zarten Alter von 13 oder 14 Jahren mit den ersten Jugendtänzen, als ich erstmals einem Virtuosen seiner Zunft über die Schulter schauen durfte (sic!) und daraufhin prompt der festen Überzeugung war, dass ich das besser könnte - der jugendliche Drang zu Rebellion, in dem Sinne der der Kunst dahinter, steckte wohl in meiner unverfrorenen Haltung und der damit einhergehenden Überschätzung der eigenen Person.


Unabhängig davon war dies mein eigener Meilenstein, um schlussendlich eine Passion zu entwickeln, die ich - abgekürzt - gut und gerne zehn Jahre ausübte, um hernach zu entscheiden, die unregelmäßigen Abstände außen vor gelassen, dem nicht mehr nachzukommen.

 

Anfangs begnügte ich mich noch mit privaten Feiern und eben besagten Jugendtänzen - nannte mich durchweg DJ aXeL [Danke an David M.!] -, die ich infolge meiner "ehrenamtlichen Tätigkeit" bei der CAJ (Christliche Arbeiterjugend) problemlos nachkommen konnte.

1998 (mit dem vollenden 18. Lebensjahr) konnte ich dann endlich in "Dissen" und Clubs reinschnuppern und war zuerst in der Jazz- und Funk-House-Szene unterwegs, die mich tatsächlich sehr prägte. Insbesondere dem (französischen) Deep House war ich sehr aufgeschlossen, eignete er sich doch für ganz besondere (zweisame) private Anlässe ausnahmslos gut.  

 

Anfang des 21. Jahrhunderts begeisterte mich dann der Drum'n'Bass. Inspiriert von dem Duo "The Beater and The Wolf" und meinen Kindergartenfreund (alias) "DJ Phöni" stieg ich dann in den "D'n'B-Bereich" um.

Gemeinsam etablierten wir unter dem sogenannten "F'n'P-Soundystem" (F für meinen Namen: Furioso / P für seinen: Phöni bzw. Phone; er übernahm gerne das Mikro als MC) diese Musikrichtung in der dafür nicht gerade ausgelegten Club-Landschaft von und um Bamberg.


Als er und das o. g. Duo dann nicht mehr so aktiv in der Weltkulturerbe-Stadt waren - Studium/Beruf -, übernahm ich alleine das Zepter und schrieb einen neuen Slogan auf meine Fahne, der da hieß: London Beats. Unter diesem (Sammel-)Begriff legte ich weiterhin Drum'n'Bass in der idyllischen Stadt an der Regnitz auf. Zu anfangs nur jeden 3. Montag im Monat in der "Kleber 14 (Beatbar)", später dann wöchentlich. Jetzt könnte man sich denken, oder eher fragen: Warum machte der das? Die Antwort ist einfach zu finden. Genannte "Beatbar" hatte nach hinten hinaus (heraus?) lange Öffnungszeiten (Spätberechtigung bis 5 Uhr früh), und das war jedem "Schwoofer" seinerzeit überaus gut bekannt. Nachdem also alle anderen "Etablissements" schließen (mussten), zog es die ausschweifenden Scharen genau in diesen Szene-Club für ein paar weitere (alk.) Getränke und für einige (weitere) Stunden (des Frohsinns), um die (angetrunkene) gute Laune zu versprengen, ja, (ungehemmt) auszulassen. Der Laden war ergo ab spätestens 1:30 Uhr immer randvoll, und vielen gefiel in dieser Seinsphase die Musik äußert gut. Daraus entwickelte sich insgeheim ein Bumerang-Effekt, sodass die Bar bereits vor Mitternacht erheblich gut gefüllt war. Mir ist es somit mitunter zu "verdanken", bzw. ich trage irgendwo auch die Schuld daran, dass die Türen sprichwörtlich nicht mehr zu- oder aufgingen, die Barkeeper übermäßig viel zu tun hatten und die werten Freunde und Helfer des exekutiven Staatsapparates öfters mal vorfahren mussten, um gewissen "Straßenrandalierer" (o. ä.) - in dem Sinne solche, die auf der Straße lärmten -, des Platzes zu verweisen. 

Der Effekt durch das "Herumsprechen" war die eine Sache. Einen anderen Beitrag leistet ein alter Freund aus PBeM- und Tagen meines früheren Computermagazins (Cosmic Traces). Er war/ist (?) der hiesige Eigentümer des Comic-Ladens in Bamberg - wenn du das liest: Hallo Juckel! -, der mir in seiner regionalen Zeitung ein klein wenig Raum einräumte, um für meine "Sache" Gratis-Werbung zu schalten [s. Abb. r.].

Möglicherweise trugen auch meine unzähligen Flyer ein klein wenig dazu bei, um auf offenen Ohren zu stoßen. Unterm Strich kann gesagt werden: Drum'n'Bass wurde in diesen Zeiten in Bamberg ungemein bekannt (und erstaunlicherweise geschätzt).  

Abseits des D'n'B ging ich solo auch noch etwas andere Wege, schlicht und ergreifend um a) meinen Horizont zu erweitern und b) etwas Taschengeld nebenbei einzustreifen. So legte ich Ska, Funk, Soul, Rock, Pop, Soca of Calypso, Bhangra, Ragga Dancehall und vieles mehr auf.


Unter dem Motto "Beat Club's Revival" hatte ich indes den größten, auch finanziell-erheblichsten, Erfolg, denn "Klassiker" kommen überall und immer gut an (sic!).

So waren unter "BCR" 60's & 70's original (played) von LP-Singles (Vinyl) aus jenen (ausufernden, ausschweifenden etc. pp.) Jahrzehnten angesagt [s. Abb. l.]. Eine ansehnliche Plattensammlung (aus fünf Ständern, zwei davon á 50 Platten, der Rest á 25)  durfte ich mir aus dem ehemaligen Club der Clique meines Vaters ("Das Raumschiff") für die Zwecke ausleihen. Im Gegenzug hatte ich deren, über die Jahre hinweg spärlich zusammengeklaubte, Sammlung auf einige CDs - 16 an der Zahl! - gepresst bzw. ver-/gebrannt (inkl. Kopien für mich).

So kam es auch dazu, dass ich auch mal auf Hochzeiten oder Faschingsfeiern meine Künste zeigen durfte und das eine oder andere Mal Personen der Generation (Jahrgänge 1945+) zum Tanzen bringen konnte.

Das war natürlich gänzlich konträr zu meinen ursprünglichen "Anti-Mainstream-Stil", aber es machte mir und allen Tanzlustigen Spaß. Und schließlich bin ich irgendwie mit dieser Musik durch meinen Vater aufgewachsen, der den Beat jener Zeit in meinen Kindheitsjahren täglich im Wohnzimmer aufklingen ließ, manchmal nicht zur rechten Freude meiner Mutter.  

Zeitsprung: Mittlerweile leben die beiden Kindergartenfreunde DJ Furioso (ich) und DJ Phöni (er) des F'n'P-Soundsystems mal locker 300 Kilometer entfernt voneinander und haben beide anderweitige Dinge (...) und "derungleichen" zu tun und zu schaffen.


Daher sind meine, seine und unsere gemeinsamen "Auftritte" nur noch selten bis eher nie zu hören. Uns gibt es nur noch in Erzählungen, in Mitschnitten und Mix-Tapes (CDs) zu genießen. Die legendären Auftritte auf z. B. Baustellen-Partys (mit Gas-Wärme-Öfen / heute eher bekannt als Wärmepilze?), auf offene Flächen (mit Diesel-Generator für den Strom), allgemein die ganz privaten "Gigs" gehören der Vergangenheit an. Wir sind beide - gleiches Alter; er ist exakt 7 Tage älter (als ich) - zu alt, reif dafür, ob gemeinsam oder alleine. Rein praktisch gesehen müsste ich mir für einen angedachten "Gig" erstmal wieder einen Teil meiner Plattensammlung, meinen silberfarbigen und geliebten Omnitronic DD-4220 (mit quarzgesteuertem Direktantrieb) inkl. DJ-Arm und entsprechendem Nadelwerk, ausgeliehen an die (jüngere) Verwandtschaft, zurück erfragen. An den Mischpulten würde es nicht hapern, da habe ich noch zwei. Des Weiteren ist mein zweiter (und erster) Table Top (umgangssprachlich ein DJ-CD-Player) ebenfalls nicht mehr im Hausbestand, auch der wäre für ein Machwerk nicht verkehrt, obwohl man heutzutage irgendwie ganz anders auflegt (Stichwort: Laptop-DJs). Grundsätzlich bin ich ja dagegen, also gegen diese neue Art, nicht weil ich als Alt-Gardist noch etwas entgegenzuwerfen hätte ... äh, doch ich hätte: Ich beklage nicht zwangsläufig die Kunst dahinter, ich zweifele sie indes "nur" an, es ist vielmehr der Sound des Digitalen, der mir akustisch nicht zusagt, denn er ist fern ab von den weichen und satt-runden Klängen, die nur eine Schallplatte produzieren kann. Für einen DJ, der beide Elemente benutzte (analog und digital), war es stets sehr diffizil den Klang so auszusteuern, dass es nur unmerklich heraushörbar war. Für ein Beispiel: Ich hatte mal einen Back-to-Back-Contest alleine deswegen für mich entschieden, weil ich an jenem Abend ausschließlich Vinyls im Gepäck hatte, hingegen mein Kontrahent alleinig mit CDs auflegte. 

Das Analoge mit dem Digitalen zu verbinden ist möglicherweise eine größere - keine höhere! - Kunst, als man gemeinhin denken würde; die im Raum stehende Frage sei gestellt und erlaubt: Ist ein derartiges Vorgehen wirklich erstrebenswert oder überschätzt man den dahinterliegenden (rein) praktikablen Wert? Eine unverschämte Frage per se, dennoch könnte die Antwort - meine - in einfacher (nicht leichter) Sprache (gehalten) in etwa so ausfallen: Es ist möglich, besser ist es aber, wenn es nicht nötig ist.